Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Häufige Fragen zu mRSAAR.net

1. Was bedeutet MRSA?

Staphylococcus aureus sind Bakterien, die natürlicherweise auf der Schleimhaut des Nasenvorhofs und seltener auch auf der Haut von jedem dritten, z. T. jedem zweiten Menschen leben. Normalerweise verursachen diese Bakterien keine Infektionen. Bei Verletzung der Haut oder auch durch medizinische Maßnahmen wie z.B. eine Operation kann S. aureus Wundinfektionen verursachen. Solche Infektionen können blande ablaufen (Abszess, Eiterbildung etc.), bei geschwächtem Immunsystem kann es aber auch zu schweren Infektionen wie einer Blutvergiftung und Lungenentzündung kommen. Im Fall einer Infektion helfen Antibiotika die, Bakterien zu eliminieren. Manche Staphylococcus aureus sind unempfindlich (resistent) gegenüber dem Antibiotikum „Methicillin“ und den meisten anderen Antibiotika geworden. Solche Methicillin resistenten Staphylococcus aureus, nennt man abgekürzt MRSA.

 

2. Was ist der Unterschied zwischen Infektion und Besiedlung (Kolonisation)?

Besiedlung (Kolonisation) bedeutet, dass MRSA-Bakterien auf der (Schleim-) Haut des Menschen siedeln und vermehren, ohne dass eine Erkrankung verursacht wird. Solche Patienten nennt man auch MRSA-Träger. Infektion bedeutet, dass die MRSA über die (Schleim-)Haut in den Körper eindringen und den betroffenen Menschen zusätzlich krank machen. In beiden Fällen müssen dieselben Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Der Unterschied besteht darin, dass Patienten mit Besiedlung vorbeugend saniert werden können, d.h. durch Waschungen und Nasensalbe wird versucht, den MRSA von der Haut zu bekommen, bevor er eine Infektion auslösen kann. Patienten mit einer Infektion erhalten zusätzlich eine Antibiotikatherapie in Tablettenform oder als Infusion. Patienten, die lediglich besiedelt sind, erhalten in der Regel keine Antibiotika (Tabletten oder Infusion).

 

3. Wie bekommt man MRSA und wie häufig gibt es in Deutschland MRSA?

MRSA ist ein Hautkeim und man kann ihn jeden Tag von anderen Menschen auf die Haut übertragen bekommen. MRSA kann sich jedoch auf der (Schleim-)Haut und im Körper eines gesunden Menschen nicht ohne Weiteres einnisten und ausbreiten, da die gesunde Haut- und Schleimhaut(flora) des Menschen einen Schutz gegen MRSA darstellt (kolonisationsresistent). Besitzt man jedoch bestimmte Risikofaktoren, wie z.B. Wunden, Punktionen, Operation etc., häufiger Kontakt zu MRSA-Patienten oder nimmt häufig und lange Antibiotika ein, kann MRSA sich dauerhaft auf der Haut/Schleimhaut festsetzen und auch Infektionen verursachen. Die genannten Risikofaktoren finden sich regelmäßig bei Patienten in Krankenhäusern. Kommt es zu einer Infektion, dann passiert dies am häufigsten mit den Bakterien, die bereits auf der Haut des Menschen siedeln. Je häufiger MRSA auf der Haut vorkommt, desto häufiger wird MRSA Ursache für eine Infektion sein. Im Durchschnitt ist in deutschen Krankenhäusern MRSA für jede vierte Staphylococcus aureus Infektion verantwortlich.

 

4. Gibt es Risikofaktoren, um Träger von MRSA zu werden?

Ja. MRSA kann sich dann besonders einfach auf der Haut und der Schleimhaut eines Menschen einnisten, wenn besondere Faktoren, so genannte Risikofaktoren für MRSA Besiedlung vorliegen.

  • Diese Faktoren sind vor allem:
  • Eine positive MRSA-Anamnese, d.h. einmal MRSA-Träger gewesen zu sein, auch wenn eine erfolgreiche Sanierung durchgeführt worden ist.
  • Kontakt zu einem MRSA-Träger
  • Krankenhausaufenthalt (>24 h) innerhalb der letzten 6 Monate bzw. (<3 Tage) innerhalb der letzten 12 Monate in einem deutschen Krankenhaus (Ausnahme: Krankenhaus ist bekanntermaßen MRSA-frei)
  • Aufenthalt in einem Alten-/Senioren-/Pflegeheim (>24 h) innerhalb der letzten 6 Monate (Ausnahme: Einrichtungen sind bekanntermaßen MRSA frei)
  • Antibiotische Therapie innerhalb der letzten 6 Monate
  • Chronische Pflegebedürftigkeit
  • Katheter (DK, SPDK, PEG etc.)
  • Dialysepflichtigkeit
  • Offene chronische Wunden, tiefe Weichteilinfektionen oder Ulcera (“offenes Bein”)
  • Beruflicher direkter Kontakt zu Tieren der landwirtschaftlichen Tiermast (Schweinen)

 

Bei Vorliegen eines oder mehrerer Faktoren, ist in jedem Fall vor oder bei Krankenhausaufnahme eine Untersuchung auf Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchzuführen.

 

5. Warum muss bei Vorliegen von Risikofaktoren vor oder bei Aufnahme in die Klinik eine Untersuchung auf das Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchgeführt werden (Screeninguntersuchung)?

Nicht alle Menschen tragen MRSA auf ihrer Haut/Schleimhaut und nicht alle, bei denen MRSA auf der Haut/Schleimhaut vorkommt, können MRSA auf andere übertragen. Das Wissen über die MRSA-Trägerschaft ist zunächst für den einzelnen Patienten selbst wichtig, der vor einer medizinischen Behandlung steht. Infektionen nach medizinischen Maßnahmen, wie nach z.B. Beatmung, Operation oder Immunsuppression sind häufig nicht zu vermeiden und erfolgen am häufigsten durch die Bakterien, die bereits auf dem Menschen selbst leben. Lebt auf dem Menschen bei Krankenhausaufnahme bereits MRSA, so kann eine spätere Infektion mit MRSA auftreten. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die frühzeitige und die wirksame antibiotische Behandlung. Von der korrekten Wahl eines wirksamen Antibiotikums hängt also der Heilungserfolg ab. Der behandelnde Arzt muss aufgrund von Erfahrungswerten bei Auftreten einer Infektion Antibiotika einsetzen (so genannte kalkulierte Antibiotikatherapie). Keines der in solchen Situationen üblicherweise angewandten Antibiotika hat eine ausreichende Wirkung gegenüber MRSA. Wertvolle Zeit geht verloren.

 

6. Sind die neuen molekularen Schnelltests besser als die klassischen Kulturnachweise?

Als Goldstandard zum Nachweis von MRSA gilt der mikrobiologische kulturelle Nachweis von MRSA. Moderne molekulare Methoden sind sehr vielversprechend und vor allem aufgrund ihrer sehr hohen Schnelligkeit und Sensitivität zum Ausschluss von MRSA-Trägerschaft geeignet. Positive Schnelltestergebnisse müssen kulturell bestätigt werden. Die Bedeutung von positiven Schnelltestnachweisen ohne Kulturnachweis, insbesondere bei Untersuchungen nach Sanierung oder unter einer Antibiotikatherapie ist bisher nicht geklärt und Ziel mehrerer Untersuchungen.

 

7. Welche Maßnahmen müssen bei einem Patienten mit (dem Verdacht auf) MRSA im Krankenhaus durchgeführt werden?

Als MRSA-Patient werden Sie in einem Einzelzimmer oder gemeinsam mit anderen MRSA – Trägern isoliert gepflegt, um eine Weiterverbreitung des Keimes auf andere Personen zu verhindern.

Das Personal kommt mit Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen, ggf. Haube zu Ihnen in das Zimmer. Bevor Personal oder Sie das Zimmer verlassen, wird eine Händedesinfektion durchgeführt. Schutzkleidung wird vorher ausgezogen.

Auch Ihre Besucher müssen Schutzkleidung tragen und die Hände beim Verlassen des Zimmers desinfizieren.

Ggf. wird bei Ihnen nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt eine Sanierungstherapie (s. u.) durchgeführt.

Es werden bei Ihnen Abstriche vom Nasenvorhof und ggf. vom Rachen, der Region um den Anus und von Wunden u.a. entnommen. Diese werden ins Labor zur Untersuchung geschickt. Findet sich in diesen Abstrichen 3x hintereinander kein MRSA mehr, so gelten Sie als vorläufig “MRSA-negativ”; und die besonderen Hygienemaßnahmen können aufgehoben werden.

Denken Sie bitte daran, dass Sie innerhalb von 12 Monaten noch 2-3 mal kontrollieren lassen, ob das Ergebnis weiterhin negativ ist.

Erwähnen Sie bei jedem Arztbesuch und Krankenhausaufenthalt, dass sie MRSA-positiv gewesen sind, damit überprüft werden kann, dass der MRSA weiterhin nicht mehr auf Ihrer Haut ist. Dieses Vorgehen dient Ihrem eigenen Schutz.

 

8. Wie lässt sich MRSA nachweisen?

MRSA kann man auf der Haut, Schleimhaut der Nasenvorhöfe, im Rachen, unter den Achseln, dem Haaransatz, in der Leiste, und im Stuhl/Rektum, bei Infektionen in der Wunde, im Blut und im Urin nachweisen. Am häufigsten werden Nasenvorhof, Rachen und Wunde untersucht. Eine solche Untersuchung erfolgt mittels Abstrichtupfer. Die durchschnittlichen Kosten eines solchen Abstrichtupfers liegen bei ca. 3 € bis 15 €.

 

9. Kann MRSA sich ausbreiten?

Ja. MRSA kann auf andere Patienten überragen werden. Häufig verliert sich der MRSA wieder von der Haut. Nur wenn jemand eine verletzte Haut (Wunden u.a.) hat oder sehr krank ist und zusätzlich ein schwaches Immunsystem hat kann es zu einer Infektion kommen. Die einfache Übertragung reicht in der Regel nicht aus, damit MRSA dauerhaft auf der Haut des “Empfängers” bleibt, was wiederum Voraussetzung für weitere Übertragungen wäre und durch die regelmäßige Händedesinfektion nicht kontrollierbar ist. Dies geschieht bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren. Nicht der einfache Träger, sondern der “Überträger” oder “Spreader” ist epidemiologisch von Interesse. Da Patienten im Krankenhaus nicht selten mehrere Risikofaktoren besitzen, übertragen sich MRSA zwischen Patienten im Akutkrankenhaus am einfachsten.

Noch einmal mit aller Deutlichkeit!: Vorsicht!, lassen Sie sich nicht zu dem Gedanken verleiten, dass sich MRSA bei jedem nur erdenklichen Kontakt übertragen lässt. Alle Überlegungen hierzu sind meist theoretischer Natur und übersehen, dass die Übertragung eines MRSA-Erregers nicht mathematischen, sondern biologischen Gesetzmäßigkeiten folgt und folgende Grundvoraussetzungen notwendig sind:

Ausreichende Zahl MRSA Bakterien auf der Haut des MRSA-Trägers,

Direkter und wiederholter Kontakt (Exposition) mit kolonisierten Körperoberflächen des MRSA Trägers,

Übertragung ausreichend vieler MRSA-Bakterien vom einen zum anderen Patienten,

Erreichen der Haut/Scheimhaut der Kontaktperson,

Vermehrung und Durchsetzung der MRSA Bakterien auf der Haut der Kontaktperson,

Vorliegen von Risikofaktoren bei der Kontaktperson (Antibiotika, Wunden, Katheter etc.).

Sie sehen, die Übertragung von MRSA ist bei einmaligem Kontakt kaum möglich. Die Wahrscheinlichkeit steigt bei häufigem und intensiven Kontakt oder wenn aufgrund medizinischer Maßnahmen (endotracheales Absaugen bei Besiedlung der Lungen) sehr hohe Mengen an MRSA freigesetzt werden. Aus diesem Grund sind besondere Schutzmaßnahmen im Krankenhaus notwendig.MRSA kann zwar in der Umgebung überleben und von dort auf die Haut eines Menschen gelangen. Hierzu ist jedoch auch wieder ein häufiger, mehrmals täglicher Kontakt notwendig. Diese Situation findet sich nur in Gemeinschaftseinrichtungen. Dort sind aus diesem Grund besondere Flächendesinfektionsmaßnahmen notwendig.

 

10. Was bedeutet “MRSA-Kontaktpatient”?

Wenn Sie MRSA-Kontaktpatient sind, bedeutet dies, dass Sie mit einem MRSA-Träger das Zimmer teilen oder geteilt haben. Somit besteht die Möglichkeit, dass auch Sie mit diesem Erreger besiedelt sind. Um dies auszuschließen oder auch zu bestätigen, müssen auch bei Ihnen einmalig Abstriche zur Untersuchung auf MRSA entnommen werden. Bei zukünftiger Wiederaufnahme in ein Krankenhaus geben Sie bitte an, dass Sie bereits einmal Kontakt zu einem MRSA-Patienten hatten, damit Ihr Besiedlungsstatus zu Ihrem eigenen Schutz und zum Schutz Ihrer Mitpatienten überprüft werden kann.

 

11. Wie werden MRSA übertragen und wie kann das vermieden werden?

Die Übertragung von MRSA erfolgt wie oben erklärt vor allem im Akutkrankenhaus. Die Übertragung erfolgt dabei fast immer durch Kontakt und äußerst selten über Tröpfchen und nicht über die Luft. Wichtigste Maßnahme, um eine Übertragung zu vermeiden, ist zu wissen, ob jemand MRSA-Täger ist. Hierfür müssen jedoch Abstrichuntersuchungen durchgeführt werden. Zusätzlich werden dann nur im Krankenhaus besondere Vorsorgemaßnahmen (Schutzkittel, Mundschutz, Handschuhe, ggf. Haarschutz, Einzelzimmer) angewandt, um eine Verbreitung auf andere Patienten auszuschließen. Alle diese Maßnahmen sind weder im Alten- /Pflegeheim, noch in der Arztpraxis, im Rettungswagen und schon gar nicht zu Hause notwendig. Abhängig von der Tätigkeit sind die Anwendung von überlegter Standardhygiene (Vermeidung von Kontakt zu Wunden, Reihenfolge von Behandlungen oder Tätigkeiten, Händehygiene u.a.) und situationsangepasste Hygienemaßnahmen vollkommen ausreichend.

 

12. Kann man MRSA behandeln?

Ja. Obwohl MRSA resistent gegen die meisten Antibiotika ist, gibt es so genannte Reserveantibiotika, die zur Therapie von MRSA einsetzbar sind. Diese Antibiotika werden in der Regel nur im Krankenhaus verabreicht. In jedem Fall muss MRSA zusätzlich von der Haut und Schleimhaut der Patienten entfernt werden (so genannte Sanierungstherapie), damit die Grundlage für künftige Infektonen mit diesem Erreger eliminiert wird.